2021-07-22
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Der Vorhang geht hoch und Figaro misst sogleich sein zukünftiges Brautgemach aus. 1786, zur Zeit der Uraufführung, war das für die Wiener Hofoper des Burgtheaters ein skandalöser Beginn. Mozart hatte nicht wenig Überredungskunst gebraucht, um Beaumarchais' Drama für die Opernbühne umsetzen zu können. Alles ist unerhört in dieser Geschichte: der feine Hausherr, der als Schürzenjäger hingestellt wird, die Hausherrin, die das nicht so hinnehmen möchte, der liebestolle Cherubino, der allen Frauen die Augen verdreht, und ein ehemaliger Barbier, der als Kammerdiener seinen noblen Grafen an die Wand spielt.Die Geschichte ist einfach und klassisch: Figaro liebt Susanna, der Graf will Susanna an die Wäsche und seine gräfliche Gemahlin will das nicht hinnehmen. Figaro, Susanna und die Gräfin stellen dem fürstlichen Schürzenjäger eine Falle, der kehrt reumütig zu seiner Frau zurück. Cherubino, den der Graf zum Militär strafversetzen möchte, wird gerettet. Er darf bleiben und den Frauen weiterhin schöne Augen machen. Am Ende siegt die Liebe in musikalisch höchsten Tönen und mit einigen der schönsten Arien der Opernbühne: Cherubinos „Non so più cosa son, cosa faccio“ – „Neue Freuden, neue Schmerzen“ – oder Figaros Ratschläge an den verzweifelten zum Soldaten verurteilten Cherubino „Non più andrai, farfallone amoroso“ – „Dort vergiss leises Flehn, süßes Kosen“.Aix wartet mit einer erstklassigen Besetzung auf: Thomas Hengelbrock dirigiert das Balthasar Neumann Ensemble und Lotte de Beer, die für ARTE und die Pariser Oper schon eine sehr spezielle „Aida“ auf die Bühne brachte, inszeniert nun das Eifersuchtsdrama im erzbischöflichen Theater von Aix. In der Titelrolle rettet der junge Südtiroler Andrè Schuen als Figaro seine geliebte Susanna vor den Avancen des Grafen, der vom ungarisch-rumänischen Bariton Gyula Orendt gesungen wird. Die Französin Julie Fuchs verkörpert Susanna, die amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner die Gräfin und die französisch-italienische Mezzosopranistin Lea Desandre schmachtet mit Rehaugen als Cherubino alle Frauen an. In dieser burlesken Oper durchläuft jeder der glanzvollen Darsteller im Rahmen eines verrückten Tages die Schule des Lebens und der Liebe.